Haben wir erst einmal die Hürden #Cover und #Klappentext erfolgreich gemeistert, steht nur noch ein einziges großes Hindernis zwischen unserem neuen Leser und uns: Der erste Satz.
Früher hieß es, die erste Seite unseres Buches sei entscheidend, aber mittlerweile ist die Welt so schnelllebig geworden, dass lediglich die ersten 100-200 Zeichen den Leser überzeugen müssen.
Und wie soll das gehen?
Wenn der potenzielle Leser unseres Buches einen Blick auf die erste Seite wirft, werden ihm folgende Dinge in dieser Reihenfolge auffallen:
1.) Das Layout
2.) Die Erzählperspektive
3.) Der geschriebene Inhalt
Auf das Layout und die Erzählperspektive gehe ich in späteren Beiträgen noch einmal ein, hier bleibe ich beim Thema Inhalt. Allerdings will ich mit den ersten beiden Punkten zeigen, dass noch mehr Faktoren als nur der erste Satz einen (untergeordneten) Einfluss auf die Kaufentscheidung nehmen.
Einen potenziellen Leser haben wir so gut wie in der Tasche, wenn er nach den ersten beiden Sätzen unser Buch nicht mehr aus der Hand legen möchte. Das bedeutet:
Ein Einstieg, bei dem geklotzt und nicht gekleckert wird, ist gerade richtig.
Im Folgenden habe ich ein paar Standardstrategien zusammengetragen.
1.) Das Unerwartete/Ungewöhnliche
Beispiel: „Mein Name ist Ted. Meine Freunde nennen mich Teddy. Aber eigentlich bin ich seit zwei Jahren tot.“
2.) Der Kontrast
Beispiel: „Marlen verbrachte ihr Leben in ländlichen Gebieten Südamerikas. Seit gestern ist sie jedoch eine waschechte New Yorkerin.“
3.) Action
Beispiel: „Sie rannte so schnell sie konnte. Sie durfte nicht sterben, nicht hier, nicht jetzt.“
4.) Das Ende ist der Anfang
Beispiel: „Dies ist die Geschichte meiner Ermordung. Alles begann vor zwei Jahren, als ich beschloss, Ballett zu lernen.“
5.) Foreshadowing
Beispiel: „Als Margret erwachte, ahnte sie noch nicht, dass das Böse bereits im Flur auf sie wartete.“
6.) Starkes Statement / Humor
Beispiel: „Ich hasse Menschen. Ja, ehrlich. Letzte Woche hat mein Freund, Vollidiot Nummer eins, mit mir Schluss gemacht. Heute kam mein Chef, Vollidiot Nummer zwei, und meinte, mir ein paar Scheißjobs aufbrummen zu müssen. Zu allem Überfluss …“
7.) Geheimnisse
Beispiel: Sie wandte sich zu mir um, ihr Gesicht so ernst, wie ich es selten erlebt habe. „Wenn wir hier lebend rauskommen, verrate ich dir, warum wir schon immer gejagt werden. Versprich mir, dass du nie darüber reden wirst. Dieses Wissen wird dich zerstören. Das sollte niemand sonst erleben müssen.“
8.) Suspense
Beispiel: Er lauerte ihr schon eine ganze Weile auf. Heute. Heute. Heute. Heute würde er endlich seine Chance ergreifen.
Diese Punkte bieten bereits eine solide Auswahl an Strategien.
Quellen für weitere Inspiration
Sollte noch immer die zündende Idee für einen starken Einstieg fehlen, hilft nur weitere Inspiration.
Die finden wir zum Beispiel in der nächsten Buchhandlung, konkret in dem Regal mit Titeln aus unserem Genre. Dort können wir nach Herzenslust analysieren, welcher Autor seine Geschichte auf welche Weise beginnt. Wichtig ist, dass wir immer unsere eigene Reaktion beim Lesen beobachten. Würden wir das Buch nach den ersten Sätzen weiterlesen wollen?
Wer keine Lust hat, das Haus zu verlassen, kann auch einen Blick auf beliebte Streamingplattformen werfen. Welche Filme/Serien überzeugen in den ersten Minuten? Welche nicht? Und warum?
Filme und Bücher sind gar nicht so verschieden. Beide Formate haben ein Cover / Plakat, der Trailer ist vergleichbar mit dem Klappentext und die ersten Minuten sind entscheidend für den Zuschauer, ob er weiterguckt oder nicht.
Gute Inspiration kann zudem auch immer in storylastigen Videospielen gefunden werden.
Wir müssen also nicht vor der weißen Seite versauern. Wenn wir aufmerksam sind und analysieren, welcher Mittel sich andere Geschichtenerzähler bedienen, dann finden wir auch für unsere Texte den perfekten Einstieg.
Damit verabschiede ich mich für heute und wir lesen uns hoffentlich in ein paar Wochen zu Part 5 wieder: Wie entwickele ich eine originelle Geschichte?
Alles Flauschige und viel Glitzer,
Vinachia ❤︎
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